Leiden Sie auch unter Ängsten?

Veröffentlicht am: Juni 13, 2024

Mehr und mehr junge Menschen leiden unter Ängsten. Angststörungen gelten heute als häufigste psychische Erkrankung in den USA. 

Experten sind sich einig, dass wiederkehrende Angstsymptome sowie diagnosefähige Angststörungen zunehmen. In der Tat leiden erschreckend viele der sogenannten Millennials (Menschen, die 2019 zwischen 23 und 38 Jahre alt waren), Jugendliche und sogar Kinder unter Ängsten. Es ist leider nicht übertrieben, die Erkrankungen als „Epidemie“ zu bezeichnen.

Wie viele Menschen leiden unter Ängsten?

Die Amerikanische Gesellschaft für Angststörungen und Depressionen schätzt, dass 40 Millionen Erwachsene in den USA – das entspricht etwa einem Bevölkerungsanteil von 18 Prozent oder knapp jeder fünfte Einwohner ab 18 Jahre – an einer Angststörung leidet.

Angststörungen treten aber auf der ganzen Welt auf – in ähnlicher Häufigkeit. Auch in Deutschland leiden viele unter Angststörungen, genauer gesagt über 12 Millionen Menschen!

Eine Umfrage der American Psychiatric Association (APA) aus dem Jahr 2019 ergab, dass sich 68 Prozent der Befragten als die meiste Zeit über „sehr oder etwas ängstlich“ bezeichnen würden.


Angst gilt als Volkskrankheit!


Was sind Ängste?

Angst wird definiert als „ein Gefühl der Sorge, Nervosität oder Unbehagen". Das hängt meist in direktem Zusammenhang mit einem, bald eintreffenden Ereignis oder einer großen Ungewissheit.

Viele von uns sind von Zeit zu Zeit nervös oder haben Angst, das ist normal. Was hingegen nicht normal ist, ist den Großteil seiner Zeit in Ängsten zu verbringen und diese starken Gefühle nicht in den Griff zu bekommen. Das Leben von Menschen mit Angststörungen – ihre Beziehungen, die Leistung am Arbeitsplatz, familiäre Verpflichtungen und andere tägliche Aktivitäten – wird in der Regel durch die Erkrankung beeinträchtigt.

Verschiedene Angstformen

Das National Institute of Mental Health nennt die folgenden Erkrankungen als Hauptformen von Angststörungen:

  • Generalisierte Angststörungen (GAD), unter denen etwa 3 % der Bevölkerung leiden und die durch unkontrollierbare, anhaltende, übermäßige und ungerechtfertigte Sorgen gekennzeichnet sind.
  • Obsessive Zwangsstörungen (OCD), bei denen Gedankenschleifen (Obsessionen) zu wiederholtem Verhalten (Zwängen) führen.
  • Soziale Angststörungen (SAD), die durch eine große Angst vor sozialen oder Leistungssituationen gekennzeichnet ist. Diese beginnen typischerweise um das 13. Lebensjahr herum und halten in der Regel viele Jahre an.
  • Panikstörungen (PD), bei denen Betroffene wiederkehrende unerwartete Panikattacken erleben.
  • Phobien oder starke Ängste vor – oder Abneigung gegen – bestimmte Gegenstände oder Situationen.
  • Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS), bei denen Betroffenen erhebliche Schwierigkeiten haben, sich nach schrecklichen Ereignissen zu erholen.
  • Ängste stehen außerdem im Zusammenhang mit Depressionen. Schätzungen zufolge zeigt etwa die Hälfte der Menschen mit Ängsten auch Symptome einer Depression.

Was ist ein Angstanfall?

Angstanfälle, auch Panikattacken genannt, betreffen etwa drei Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung.

Zu den Symptomen eines Angstanfalls, der oftmals innerhalb von Minuten seinen Höhepunkt erreicht, gehören die unten aufgeführten Symptome (also allgemeine Symptome, unter den Menschen mit Ängsten allgemein leiden) sowie Herzklopfen, Schwindel, Zittern und Kurzatmigkeit. Diese Anfälle können klare Auslöser haben oder völlig aus dem Nichts auftauchen. In der Regel führen sie zu einem gefühlten Kontrollverlust und einem Gefühl, als sei der Untergang nahe.

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Symptome

Symptome von Angststörungen stehen in Zusammenhang mit der „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion des Körpers. Damit werden physiologische Reaktionen auf wahrgenommene Angriffe oder Bedrohungen beschrieben. Diese Symptome können so ziemlich jedes Körpersystem betreffen: das zentrale Nervensystem, das Hormonsystem, das Verdauungssystem, das Herz-Kreislaufsystem usw.

Zu den Symptomen bei Ängsten zählen:

  • andauernde Sorgen (das häufigste Symptom bei generalisierten Angststörungen)
  • Muskelverspannungen, Spannungsgefühle in der Brust und Nackenschmerzen
  • Herzrasen und Bluthochdruck (insbesondere bei Panikattacken)
  • Schlafstörungen, Ruhelosigkeit und Schlaflosigkeit
  • Verdauungsstörungen, beispielsweise Verstopfung, Durchfall oder Appetitlosigkeit
  • Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen und Depressionen
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Schwitzen
  • Unfähigkeit zu sozialen Kontakten

Oftmals treten Ängste zusammen mit anderen körperlichen oder mentalen Erkrankungen (Co-Okkurrenz) auf

  • Essstörungen
  • Migräne oder Spannungskopfschmerzen
  • Verdauungsstörungen, z.B. Reizdarmsyndrom
  • Schlafstörungen
  • Substanzenmissbrauch
  • ADHS
  • chronische Schmerzen
  • Fibromyalgie

Ursachen

Was ist die Hauptursache für Angststörungen? Es gibt nicht nur eine Ursache. Menschen entwickeln Angststörungen aus ganz unterschiedlichen, sehr komplexen Gründen.

Bekannte Risikofaktoren sind jedoch das Geschlecht (meist weiblich), nervenaufreibende Lebensereignisse in der Kindheit und im Erwachsenenalter, familiäre Vorbelastung, geringes Einkommen, chronische Erkrankungen sowie Schüchternheit in der Kindheit.

Als häufigste Ursachen für Angststörungen gelten:

  • Stress aufgrund herausfordernder Lebensumstände: Viele Menschen berichten, dass Probleme in ihrem Leben zu Stress führen. Dazu gehören Erschöpfung aufgrund von Überstunden, lange Arbeitswege, Arbeitslosigkeit, Geldsorgen, Verlust eines Freundes oder nahen Angehörigen, Einsamkeit, Isolation sowie Mobbing.
  • Traumatische Lebensereignisse, u.a. Gewalt, Missbrauch oder Vergewaltigung
  • genetische, familiäre Vorbelastung, die zu bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen (übermäßige Sorgen) führen
  • Störungen der Serotoninproduktion
  • übermäßiger Alkoholkonsum
  • Drogenkonsum
  • hohe Koffein- oder Zuckerzufuhr
  • Hormonschwankungen, z.B. im Zusammenhang mit Schilddrüsenproblemen, Schwangerschaft, PMS und den Wechseljahren

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Warum treten Angststörungen heutzutage immer häufiger auf?

Unter vielen der genannten Ursachen litten Menschen auch früher schon. Was hat also zu dem Anstieg an Angststörungen im letzten Jahrzehnt geführt?

Wie oben bereits geschildert machen sich viele Betroffenen Sorgen um ihre Gesundheit, Sicherheit, Finanzen, die politischen Verhältnisse und Beziehungen. Experten glauben, dass diese Sorgen durch folgendes verstärkt werden:

  • Nachrichtensendungen rund um die Uhr
  • den Aufstieg von sozialen Medien
  • die nahezu ständige digitale Erreichbarkeit
  • Ein voller Terminkalender
  • zu wenig Zeit für regelmäßige Bewegung
  • wenig Schlaf
  • keine Zeit für Entspannung und Freizeit

Außerdem ernähren wir Menschen uns grundsätzlich ungesünder, nehmen mehr Medikamente ein, die Ängste verstärken können, und leiden an lästigen chronischen Erkrankungen.

In der Washington Post erläuterten Experten vor kurzem, dass „zwanghafter Drogenmissbrauch und anderes Suchtverhalten in den USA für die tiefgreifende Traurigkeit und Depressionen vieler Menschen verantwortlich ist.“ Ein Beispiel dafür ist die anhaltende Opioidkrise.

Aus diesem Grund argumentieren manche, Ängste nicht als das Problem von Einzelnen zu betrachten. Vielmehr stünden sie untrennbar mit weitreichenden gesellschaftlichen Themen wie politischen Umbrüchen, Umweltkatastrophen, Traumata und Diskriminierung in Verbindung.

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Werden Angstzustände bei Männern und Frauen von unterschiedlichen Faktoren verursacht?

Wissenschaftliche Forschungen deuten darauf hin, dass dies der Fall sein könnte. Frauen leiden häufiger unter Panikattacken und generalisierten Angststörungen, v.a. in Verbindung mit Depressionen. Gründe dafür sind zumindest teilweise sexueller Missbrauch sowie Hormone.

Auch das Alter spielt eine Rolle. Die National Alliance on Mental Illness (NAMI) erklärt, warum insbesondere Millennials oft als „ängstliche Generation“ bezeichnet werden:

Dies war die erste Generation, die mit dem Internet und den sozialen Medien aufgewachsen ist. Diese technischen Errungenschaften können das Leben jedoch wettbewerbsorientierter und komplizierter machen. Die jungen Menschen vergleichen ihre persönlichen und beruflichen Leistungen oft mit denen anderer.

Nach Aussage des NAMI könne dies zu einem geringen Selbstwertgefühl und zu Unsicherheiten führen. Millennials liegt die Welt zu Füßen. Gleichzeitig lastet auf ihnen ein großer Druck. Sie fühlen sich, als müssten sie ständig „Gewehr bei Fuß“ stehen. Sie sollen perfekt aussehen, so klingen und so tun, als hätten sie alles im Griff.

Eine Studie der American University aus dem Jahr 2015 hob als positiven Aspekt hervor, dass Millennials typischerweise Menschen mit psychischen Erkrankungen eher akzeptieren und eher Hilfe erhalten. Grund dafür ist, dass sie in ihrer Kindheit und Jugend viel über Ängste, Depressionen, Essstörungen und Suizid gehört haben.

Statistiken

Nachfolgend finden Sie einige aufschlussreiche Fakten über die Häufung von Angststörungen:

  • Welche Altersgruppe ist besonders betroffen? Verschiedene Volksgruppen/ Ethnien sowie Menschen jeden Alters scheinen sich mehr Sorgen zu machen als in früheren Jahren. Die oben erwähnte APA-Umfrage ergab, dass Millennials ängstlicher sind als ältere Menschen. In der Gruppe der Babyboomer lässt sich jedoch der größte Anstieg an Angststörungen sowie entsprechender Symptome verzeichnen. In Industrieländern bilden sich schätzungsweise 50 Prozent der psychischen Gesundheitsprobleme bis zu einem Alter von 14 Jahren aus, 75 Prozent bis zu einem Alter von 24 Jahren.
  • Von Angststörungen sind inzwischen acht bis 25 Prozent der Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren betroffen. Dies kann zu Problemen in der Schule und Schwierigkeiten bei der Sozialisierung sowie zu einem erhöhten Risiko für Drogenmissbrauch führen.
  • In welchem Land leiden die meisten Menschen an Angststörungen? Untersuchungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ergaben, dass in reicheren Ländern mehr Menschen unter Ängsten leiden als in ärmeren. Die WHO schätzt, dass weltweit etwa jeder 13. Mensch an Ängsten leidet. Die höchsten Erkrankungsraten haben Australien, Neuseeland, die USA, Spanien, Irland und Frankreich zu verzeichnen.
  • Eine beträchtliche Anzahl von US-Amerikanern bezeichnet sich selbst als „sehr gestresst“. Laut einem Bericht im Time Magazine zu der Umfrage „Stress in Amerika“ sagen 63 Prozent der Amerikaner, dass die Lage der Nation eine bedeutende Quelle von Stress für sie sei. 59 Prozent glauben zudem, dass sich die Vereinigten Staaten am tiefsten Punkt befinden, an den sie sich in der Geschichte ihres Landes erinnern können.“ Etwa 40 Prozent der Amerikaner berichten, dass sie sich ängstlicher fühlen als noch ein Jahr zuvor. Weitere 40 Prozent geben an, dass sie sich genauso ängstlich fühlten.
  • Die größten Sorgen machen sie sich dabei um die Sicherheit der eigenen Familie, Gesundheit, Ausgaben/ Finanzen, Politik und Beziehungen.
  • Nur etwa jeder Dritte (37 Prozent), der unter Ängsten leidet, befindet sich in Behandlung.
  • Im Vergleich zu denen, die an keiner Angststörung leiden, suchen Betroffene drei- bis fünfmal häufiger einen Arzt auf und müssen sechsmal häufiger im Krankenhaus behandelt werden.

Wie werden Ängste behandelt?

Konventionelle Behandlungsmöglichkeiten:

  • Standardmäßig werden meist Medikamente gegen Ängste verschrieben. Mit Medikamenten können schwere Angstsymptome gelindert werden. Dazu zählen insbesondere Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), Serotonin/Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer (SNRI), serotonergene Medikamente namens Buspiron sowie Beruhigungsmittel wie Benzodiazepin oder Antidepressiva. Aber Achtung, Medikamente bringen oft mehr Nachteile als Vorteile mit sich!
  • Normalerweise erhalten Betroffene auch eine Therapie, meistens eine Verhaltenstherapie. Damit lassen sich Gedanken in eine andere Richtung lenken, körperliche Symptome lindern sowie insgesamt die Verhaltensweisen der Betroffenen ändern. Mittels einer Verhaltenstherapie werden nicht hilfreiche oder verzerrte Gedanken identifiziert, infrage gestellt und neutralisiert.
  • Achtsamkeitsbasierte Ansätze werden außerdem eingesetzt, um Sorgen zu lindern. Dazu gehören gelenkte Meditationen sowie Akzeptanz und Commitmenttherapie, bei der Verhalten gefördert wird, das im Einklang mit dem Wertesystem des Patienten steht.

Natürliche Behandlungsmöglichkeiten:

  • Entspannungstechniken (Übungen für Körper und Geist) wie Tiefenatmung, Meditation, Yoga und Akupunktur
  • Regelmäßige Bewegung, insbesondere Aerobic oder Herz-Kreislauf-Training sowie alle anderen Sportarten, an den Sie Freude haben
  • Ernähren Sie sich gesund: Vitamin B-reiche Lebensmittel, Produkte mit viel Magnesium, Calcium und Omega 3 Fettsäuren (z.B. Olivenöl, Nüsse und Samen, Lachs, Obst und Gemüse, Vollkorn und probiotische Lebensmittel).
  • Vermeiden Sie Übermüdung und schlafen Sie jede Nacht zwischen sieben und neun Stunden.
  • Schaffen Sie sich einen verlässlichen Tagesplan. Dazu gehören ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Zyklus, regelmäßige Mahlzeiten und eine gute Organisation Ihres Alltags.
  • Halten Sie Ihre Gedanken und Sorgen in einem Tagebuch fest. Schreiben Sie auch auf, wofür Sie dankbar sind.
  • Vermeiden Sie übermäßigen Alkohol-, Koffein- und Zuckerkonsum.
  • Verwenden Sie Nahrungsergänzungsmittel und ätherische Öle, die das Nervensystem unterstützen. Dazu gehören adaptogene Kräuter, Magnesium, Vitamin-B-Komplex, Aminosäuren wie GABA und ätherische Öle wie Kamillenöl und Lavendelöl.
  • ehrenamtliche Tätigkeiten und soziale Kontakte
  • Schließen Sie sich einer Selbsthilfegruppe an – entweder vor Ort oder online.

Schlussbemerkungen

Angststörungen sind auf dem Vormarsch, insbesondere unter jungen Erwachsenen (Millennials), Kindern, Jugendlichen und in der Altersgruppe der Babyboomer.

Zu den gängigsten Symptomen gehören sowohl körperliche Symptome wie Herzrasen und Schlafstörungen sowie emotionale Symptome wie mangelhafte Bindungsfähigkeit, Stimmungsschwankungen und Depressionen. Manchmal leiden Betroffene zusätzlich unter Panikattacken. Zu den Anzeichen eines Angstanfalles gehören Zittern, Atemnot sowie Gefühle eines bevorstehenden Untergangs.

Was verursacht Angststörungen?

Häufige Ursachen sind schwierige Lebensumstände, erlebte Traumata oder Misshandlungen, Substanzenmissbrauch, genetische bzw. familiäre Vorbelastung, schlechter Lebenswandel wie Schlafmangel, schlechte Ernährung und fehlende Bewegung.

Ängste lassen sich wie folgt behandeln: Medikamente (mit Vorsicht), Therapie (Verhaltenstherapie), Entspannungstechniken, regelmäßige Bewegung, Ernährungsumstellung sowie Einnahme von Ergänzungspräparaten.

 

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