Wie schützen Sie sich richtig vor Zecken?

Veröffentlicht am: März 07, 2024
Dr. med. Wolfgang Bachmann
Dr. med. Wolfgang Bachmann

Allgemeinmediziner

Juckt es Sie überall, wenn Sie durch Büsche und Gräser gegangen sind?

Wir alle kommen von Zeit zu Zeit mit unliebsamen Bewohnern in Berührung. Über Endoparasiten, die sich in unserem Körper befinden wie Maden- oder Bandwürmer haben wir bereits berichtet.

Heute dreht sich bei uns alles um einen kleinen, krabbelnden Ektoparasit, mit dem wir äußerlich zu kämpfen haben:

Die Zecke.

Weit verbreitet und doch kaum sichtbar

Wo finden Sie Zecken bzw. wo finden sie uns? Diese Parasiten sind weltweit vertreten. Sie ernähren sich vom Blut aller Wirbeltiere, dazu gehören auch wir Menschen. Würden sie nur Blut trinken, wäre das für uns kein Problem. Leider fungieren sie auch als Überträger von Krankheitserregern auf Mensch und Tier. Nicht jeder Stich führt zu einer Infizierung, jedoch ist das Risiko immer da. 

Hat sich die Zecke ihren Wirt ausgesucht, krabbelt sie zur wärmsten Stelle wie beispielsweise Achselhöhle, Leistengegend oder Kniekehle. Besonders bei Tieren kann sie sich gut im dichten Fell verstecken. Einmal festgesaugt, trinkt sie bis zu 15 Tage lang vom Wirt. Ist sie vollgesaugt und kugelrund, lässt sie sich wieder fallen.

➤ Zeckenbiss oder Zeckenstich? Es ist ein Stich!

Der gemeine Krankheitsüberträger

Nicht jede Zecke enthält Krankheitserreger. Ist dies jedoch der Fall, kann ein an sich harmloser Zeckenstich sehr gefährlich werden. Eine Zecke kann bis zu 50 Krankheitserreger übertragen. Die häufigsten und bekanntesten sind FSME und Borreliose.

FSME

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis wird meist durch Zecken übertragen und kann durch die entstehende Gehirnhautentzündung schwere Schäden hervorrufen und sogar tödlich enden.

Eine Übertragung erfolgt direkt nach dem Stich, da das Virus im Speichel der Zecke steckt. Insgesamt sind zwischen 1 und 3 % der Zecken mit dem FSME Virus infiziert. Etwa bei 50 % der Infizierten manifestiert sich die FSME als Meningitis. Die Inkubationszeit beträgt zwischen 5 und 28 Tagen.

Erste Symptome ähneln denen einer Grippe wie Fieber, Übelkeit, steifer Nacken oder Lichtempfindlichkeit. FSME kann nur symptomatisch behandelt werden. Meist heilt die Krankheit ohne Folgeschäden ab. In schweren Fällen kann es aber auch zu komatösen Zuständen bis hin zu Todesfällen kommen.

Um FSME vorzubeugen, gibt es die klassische Impfung.

Borreliose

Die Lymeborreliose wird ebenfalls durch einen Zeckenstich übertragen, kann aber auch von Pferdebremsen, Fliegen, Mücken oder Flöhe auf den Mensch übergehen.

Eine Ansteckung erkennt man oft durch eine deutliche rötliche Kreisbildung um die Bissstelle, diese ist jedoch nur bei 1 / 3 der Betroffenen sichtbar. In bestimmten Gebieten können bis zu 30 % der Zecken mit den Bakterien Borrelien infiziert sein. Untersuchungen zufolge liegt das Risiko sich mit Borrelien durch eine Zecke zu infizieren bei 2,6 bis 5,6 % und nur ein kleiner Teil davon entwickelt Krankheitssymptome (0,3 bis 1,4 %).

Die Übertragung nach dem Stich erfolgt im Schnitt nach 12 bis 24 Stunden. Somit kann nach schnellem Entfernen auch das Risiko weiter minimiert werden. Die Symptome sind ebenfalls denen einer Grippe ähnlich. In schweren Fällen werden das Nervensystem angegriffen, Lähmungen oder Störungen von Organen verursacht und Hirnhaut- oder Herzerkrankungen ausgelöst. Die meisten infizierten Patienten können erfolgreich mit Antibiotika behandelt werden. Trotzdem berichten etwa 10 bis 20 % der Patienten von anhaltenden Symptomen (Monate bis Jahre) nach der Behandlung wie Müdigkeitssymptome, muskuloskelettale Schmerzen, Schlafstörungen und fehlerhafte mentale Funktionen.

Für Borreliose gibt es bei uns bisher keine Impfung.

➤ 2017 wurden in Deutschland 485 Fälle von FSME registriert!

Was können Sie tun, um Zeckenstichen und somit den gefährlichen Infektionskrankheiten vorzubeugen?

  • Vorsicht im Gebüsch: Zecken befinden sich bevorzugt an Waldrändern, in Parks und Gärten. Dort lauern sie auf Gräsern, Sträuchern und Büschen. Zecken fallen übrigens nicht von Bäumen, das ist ein Mythos.
  • Herkömmliche Insektensprays: Es gibt spezielle Zeckensprays oder Insektensprays, die auch Zecken abweisen.
  • Lange Hosen: Das macht es den Zecken schwieriger eine geeignete Stelle zu finden.
  • Körperuntersuchung: Nach dem Wandern, Ausflug im Park oder dem Seebesuch sollten Sie Ihren gesamten Körper auf Zecken untersuchen.
  • Haustier als Überträger: Untersuchen Sie auch Ihr Haustier regelmäßig auf Parasiten, da diese auf diesem Weg auch den Mensch befallen können.

➤ 1 von 100 FSME Patienten stirbt an den Folgen der Krankheit!

Welche natürlichen Mittel können Sie zur Abwehr nutzen?

1. Kokosöl:

Kokosöl enthält Laurinsäure, die in naturbelassenem Kokosöl zu finden ist. In Labor Tests konnte die abschreckende Wirkung der Säure auf Zecken nachgewiesen werden. Es wurde beobachtet, dass sich die Zecken schnellstmöglich von mit Kokosöl-behandelter Haut abfallen ließen. Die potenzielle Schutzwirkung beträgt bis zu 6 Stunden. Kokosöl kann auch bei Haustieren angewendet werden.

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2. Schwarzkümmelöl:

Schwarzkümmelöl ist sehr vielfältig in der Anwendung. Es wird beispielsweise bei Heuschnupfen oder bei der Abwehr von Zecken gerne genutzt. Die enthaltenen essenziellen Fettsäuren, Vitamine und der hohe Gehalt an ätherischen Ölen wirken abschreckend auf Zecken, da diese den Geruch nicht mögen. Studien dazu gibt es bisher aber wenige. 2014 entdeckte ein bayerischer Schüler eher zufällig die abschreckende Wirkung durch eine Zugabe des Öls ins Futter und gewann einen Preis bei „Jugend forscht“.

In einer nachfolgenden In-Vitro Studie wurde beobachtet, dass Schwarzkümmelöl eine gute Wirkung in der Bekämpfung von Zecken hat, da Zecken das Öl meiden. Um sich vor Zecken zu schützen, kann es innerlich (veränderte Ausdünstung der Haut) sowie äußerlich (veränderter Geruch durch ätherische Öle) angewendet werden. Schwarzkümmelöl hilft auch Hunden und kann ihnen verabreicht werden, jedoch nicht Katzen! Für diese ist das Öl giftig, da diese die enthaltenen Terpene (sekundäre Pflanzenstoffe) nicht abbauen können.

Hat die Zecke doch zugebissen, sollte sie vorsichtig entfernt werden. Aber wie geht das eigentlich?

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Zecken richtig entfernen – das kleine 1x1

Das sollten Sie tun:

  • Schnell sein: Entfernen Sie eine Zecke sofort, wenn Sie sie entdeckt haben.
  • Richtige Technik: Greifen Sie die Zecke mit einer Pinzette oder ähnlichem (auch mit Fingern möglich) möglichst hautnah und entfernen Sie sie langsam und kontrolliert. Ist noch ein Teil der Zecke in der Haut zu sehen, ist das normalerweise nur noch das Stechwerkzeug, das von selbst abgestoßen wird und keine Krankheitserreger mehr überträgt. Bei Fragen sollten Sie sich an Ihren Heilpraktiker oder Arzt wenden.
  • Nach dem Entfernen Wunde desinfizieren: Tupfen Sie die Einstichstelle am besten mit Alkohol ab.

Das sollten Sie unbedingt unterlassen:

  • Drehen Sie die Zecke nicht raus, Zecken haben kein Gewinde.
  • Quetschen Sie die Zecke nicht, da dadurch Krankheitserreger in die Wunde gelangen könnten.
  • Nicht mit einem kräftigen Ruck entfernen.
  • Beträufeln Sie die Zecke nicht mit Öl, Nagellackentferner, Alkohol oder ähnlichem. Das erhöht sogar noch das Risiko einer Infektion, da die Zecke im Todeskampf die Viren ins Blut abgibt.

Fazit:

Fakt ist: je milder das Klima, desto mehr Zecken gibt es. Durch allgemein steigende Temperaturen (Klimaerwärmung) und einem milden Winter, wächst auch das Risiko für Zecken-bedingte Infektionskrankheiten wie FSME, Borreliose und Co. Das rote Kreuz warnt bereits vor einer erhöhten Zecken-Gefahr im Sommer.

Die ersten Symptome einer Infektion durch einen Zeckenstich sind meist der einer Grippe sehr ähnlich und können bis zu 3 Wochen nach einem Zeckenstich auftauchen. Findet man bei sich diese Symptome und weiß von einem vergangenen Zeckenstich, sollte ein Arzt oder Heilpraktiker aufgesucht werden. Auch ein kreisrunder roter Fleck (Wanderröte) rund um den Zeckenstich kann ein Warnsignal sein.

Zecken sollten immer sofort entfernt werden. Noch besser ist es jedoch, einem potenziellen Stich frühzeitig vorzubeugen. Dafür gibt es klassische Insektensprays aber auch natürliche Mittel wie Kokosöl oder Schwarzkümmelöl. Beachten Sie, dass kein Mittel einen 100 % Schutz aufweisen kann und Sie immer zusätzlich Ihren Körper auf Zecken untersuchen müssen. Damit reduzieren Sie Ihr Infektionsrisiko erheblich!

 

Quellen (in englischer Sprache):

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Estrada-Pena, A. (2015, April). Ticks as Vectors: Taxonomy, Biology and Ecology. Revue Scientifique et Technique, 34(1):53-65, doi: 10.20506/rst.34.1.2345

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