Depression: Eine verborgene Volkskrankheit?

Veröffentlicht am: Juni 11, 2024
Dr. med. Wolfgang Bachmann
Dr. med. Wolfgang Bachmann

Allgemeinmediziner

Kaum jemand spricht darüber und dennoch zählen Depressionen zu den häufigsten Krankheiten überhaupt. Europaweit sind etwa 50 Millionen Menschen mindestens 1x in ihrem Leben von einer depressiven Phase oder einer Depression betroffen.

Auch wenn eine Depression häufig vorkommt, wird diese Erkrankung sehr unterschätzt. Nur wenige nehmen tatsächlich professionelle Hilfe in Anspruch. Oft wissen die Betroffenen gar nicht, was Ihnen helfen würde oder kämpfen mit Vorurteilen.

Deshalb ist es wichtig, offen darüber zu sprechen. Anlässlich des europäischen Depressionstags am 01.10. haben wir für Sie recherchiert und Möglichkeiten zusammengefasst, die Ihnen dabei helfen können, Depressionen in den Griff zu bekommen.

 


 Jeder 10. leidet mindestens 1x im Leben an einer Depression!


Inhalt

 

Eine Depression hat viele Gesichter

  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Das Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Traurigkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Schlafstörungen
  • Verlust von Interessen
  • Appetit- und Verdauungsstörungen
  • Angstzustände 
  • Gedanken von Selbstverletzung

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Wie entsteht eine Depression?

Eine Depression kann viele Ursachen haben. Ob Stress, traumatische Erlebnisse, ungelöste emotionale Probleme, ein Mangel an Sonnenlicht, hormonelles Ungleichgewicht oder Medikamente – die Liste ist lang.

Einer der wichtigsten Treiber für die Entwicklung einer Depression ist allerdings ein niedriger Serotonin-Spiegel. Serotonin wird auch als das Glückshormon bezeichnet. Das Hormon hat einen großen Einfluss auf unsere Stimmungslage, unsere Zufriedenheit und auf unser gesamtes Wohlbefinden. Haben wir einen niedrigen Serotonin-Spiegel, führt das zu schlechter Laune und langfristig sogar zu Depressionen. 

 


 Die Weltgesundheitsorganisation prognostiziert, dass Depressionen bis 2020 die zweithäufigste Krankheit weltweit sein werden!


 

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Was ist die Aufgabe von Serotonin in unserem Körper?

Serotonin ist ein wichtiger Neurotransmitter und transportiert Signale von einer Hirnregion zur anderen. Serotonin kommt im ganzen Körper vor, weshalb Wissenschaftler vermuten, dass Serotonin an einer Vielzahl physischer und psychologischer Körperfunktionen beteiligt ist. Von den 40 Mio. Hirnzellen werden die meisten direkt oder indirekt von Serotonin beeinflusst. Dazu gehören auch Hirnzellen, die die Stimmung, den Appetit, den Schlaf, die Gedächtnisleistung oder die Sexualfunktion steuern.

Da der Neurotransmitter die Blut-Hirn-Schranke (Abgrenzung Blutkreislauf und Gehirn) nicht überwinden kann, muss Serotonin nicht nur im Darm, sondern auch direkt im Gehirn gebildet werden.

Essen macht glücklich – oder doch nicht?

Im Darm entsteht Serotonin beispielsweise aus Tryptophan, der Vorstufe von Serotonin. Es gibt einige Lebensmittel wie Bananen, Eier oder Walnüsse, die Tryptophan enthalten. Tatsächlich gelangt aber nur ein sehr kleiner Teil des verzehrten Tryptophans ins Gehirn, insgesamt zu wenig, um den Serotonin-Spiegel wirklich steigern zu können.

Das Glück steckt im Gehirn

Das Glückshormon Serotonin wird im Gehirn mithilfe eines weiteren natürlichen Neurotransmitters – dem 5 HTP (5 Hydroxytryptophan) gebildet. Dieser schafft es mühelos, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und wird im Gehirn direkt zu Serotonin und Melatonin umgewandelt. Im Gegensatz zu Serotonintabletten gelangt 5 HTP als Nahrungsergänzung vom Darm über die Blut-Hirn-Schranke direkt ins Gehirn und kann sich dort der Serotoninsynthese widmen. In der Medizin hat sich das als eine wirksame Therapie zur Behandlung von Depressionen erwiesen. 

 


 Serotonin ist unser Glückshormon!


 

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Wie werden Depressionen therapiert?

Bei einer Depression werden standardmäßig immer noch Antidepressiva verschrieben. Mehr als 50 Millionen Menschen weltweit nehmen sie regelmäßig ein. Unglücklicherweise gibt es aber immer mehr Belege dafür, dass herkömmliche Antidepressiva wesentlich weniger effektiv und potenziell gefährlicher sind, als man glaubt. Mögliche Nebenwirkungen sind beispielsweise Sehstörungen, Übelkeit, Schlaflosigkeit, Erschöpfung, Angstzustände und sogar eine erhöhte Selbstmordanfälligkeit. Also genau jene Symptome, die Antidepressiva eigentlich behandeln sollten.


 Antidepressiva bringen meist mehr Nachteile als Vorteile!


 

Wie können Sie Depressionen natürlich bekämpfen?

Die gute Nachricht ist, dass es auch natürliche Mittel gibt, Depressionen effektiv zu bekämpfen. Studien zufolge spielt vor allem die Ernährung eine große Rolle.

1) Essen Sie ausgewogen, gesund und frisch. Studienergebnissen zufolge bietet sich die mediterrane Ernährung an, da diese viele gesunde Fette enthält. Vermeiden Sie außerdem Fertigprodukte. 

2) Nahrungsergänzung kann Ihnen dabei helfen, Stress und Depressionen vorzubeugen und zu bekämpfen. Dabei helfen insbesondere natürliche Neurotransmitter und adaptogene Kräuter:

  • ✓ 5 HTP: steigert direkt den Serotoningehalt im Gehirn
  • ✓ GABA: beruhigt das überreizte Nervensystem und lindert dadurch Beschwerden wie Depressionen, Angstzustände und Schlafstörungen
  • ✓ Rhodiola Rosea: verringert Stresssymptome und sorgt dafür, dass der Serotonin-Spiegel nicht zu sehr sinkt
  • ✓ Vitamin D: erhöht die Bildung von Serotonin und ist besonders bei Winterdepressionen sinnvoll
  • ✓ Probiotika: da Serotonin auch im Darm gebildet wird, hängt die Darmgesundheit direkt mit unserer Stimmung zusammen

3) Pflegen Sie bestehende Kontakte und bauen Sie neue Beziehungen auf. Suchen Sie sich Unterstützung in Ihrer näheren Umgebung.

4) Bewegen Sie sich regelmäßig. Sport hilft dabei, loszulassen und Stress abzubauen.

5) Verbringen Sie viel Zeit im Grünen und an der frischen Luft.

6) Testen Sie ätherische Öle, die Ihnen beim Entspannen helfen können.


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Psychische Erkrankungen können jeden von uns betreffen – ungeachtet unserer Lebensumstände.

Sollten Sie an einer Depression leiden, nehmen Sie Hilfe in Anspruch! Oft werden durch Unwissenheit oder Scham Depressionen lange nicht behandelt. Das darf nicht sein! Sehr viele Menschen kämpfen tagtäglich damit.

Besiegen Sie die Depression und nehmen Sie Ihr eigenes Wohlbefinden in die Hand!

 

PS: Jeder, der an ernsthaften Depressionen leidet, sollte immer professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, auch bei natürlichen Behandlungsmethoden. Setzen Sie Antidepressiva niemals ohne ärztliche Aufsicht und Beratung ab.

 

 


Quellen (in englischer Sprache):

Birdsall, T. C. (1998, August). 5-Hydroxytryptophan: a clinically-effective serotonin precursor. Alternative Medicine Review,  3(4):271-80

Van Praag, H. M. (1981, March). Management of depression with serotonin precursors. Biological Psychiatry, 16(3):291-310

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Deans, E. (2016, June). Microbiome and mental health in the modern environment. Journal of Physiological Anthropology, 36(1):1, doi: 10.1186/s40101-016-0101-y

Möhler, H. (2012, January). The GABA system in anxiety and depression and its therapeutic potential. Neuropharmacology, 62(1):42-53, doi: 10.1016/j.neuropharm.2011.08.040

Lydiard, R. B. (2003). The role of GABA in anxiety disorders. The Journal of Clinical Psychiatry, 64 Suppl 3:21-7

Amsterdam, J. D. & Panossian, A. G. (2016, June). Rhodiola rosea L. as a putative botanical antidepressant. Phytomedicine, 23(7):770-83, doi: 10.1016/j.phymed.2016.02.009