Seifenkraut statt Chemie - Die simple Lösung für nachhaltige Pflege

Veröffentlicht am: Mai 08, 2025

Seit Jahrhunderten nutzt der Mensch die Kraft der Natur zur Reinigung - und eine Pflanze spielt dabei eine besondere Rolle: Saponaria officinalis, besser bekannt unter dem Namen Seifenkraut

Was heute fast in Vergessenheit geraten ist, war früher ein wertvolles Hausmittel. Seine Wurzeln und Blätter schäumen in Wasser auf, lösen Schmutz und Fett und tun dabei unserer Haut erstaunlich gut. Doch Seifenkraut, oder auch Soapwort genannt, kann noch viel mehr! Es pflegt sanft, wirkt entzündungshemmend und könnte sogar in der medizinischen Forschung eine wichtige Rolle spielen. 

Viele Menschen suchen heute nach Alternativen zu industriellen Reinigungsmitteln, die oft aggressive Chemikalien enthalten und die Haut austrocknen. Echtes Seifenkraut bietet eine sanfte und umweltfreundliche Lösung, die Haut und Haare schont und die Umwelt nicht belastet.

In diesem Ratgeber erfahren Sie alles über die Wirkung, Anwendung und die verborgenen Geheimnisse dieser erstaunlichen Pflanze. 

 

Inhalt


Seifenkraut Pflanze

Was ist Seifenkraut?

Das Seifenkraut ist eine mehrjährige, krautige Pflanze aus der Familie der Nelkengewächse. Sie hat zarte, rosafarbene bis violette Blüten, die in dichten Büscheln angeordnet sind. Die Blütezeit erstreckt sich von Juli bis September und besonders in den Abendstunden verströmt die Pflanze einen süßlichen Duft.

Doch das Seifenkraut ist mehr als nur eine hübsche Wildpflanze. Durch seinen hohen Gehalt an Saponinen, natürliche Pflanzenstoffe mit seifenähnlicher Wirkung, eignet es sich hervorragend als mildes Reinigungsmittel für Haut, Haare und Textilien. Schon im Mittelalter wusste man ihre Waschkraft zu schätzen. Die Pflanze wurde zur Körperpflege und sogar zum Waschen empfindlicher Stoffe wie Wolle oder Spitze verwendet. 

 


Historische Quellen belegen, dass Seifenkraut schon im alten Rom als Badezusatz verwendet wurde.


 

Heute wird Seifenkraut nicht nur für kosmetische und Haushaltszwecke, sondern auch für medizinische Anwendungen erforscht. Studien deuten darauf hin, dass die Pflanze entzündungshemmend, feuchtigkeitsspendend und antioxidativ wirkt. Sie kann den Blutzucker regulieren, die Haut schützen und wird sogar im Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson erforscht. 

 

Wo wächst Seifenkraut?

Seifenkraut ist weit verbreitet und wächst in Europa, Asien und Nordamerika. Es bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte und gedeiht sehr gut auf durchlässigen, sandigen Böden. 

Besonders häufig findet man die Pflanze an Flussufern, Bahndämmen, Straßenrändern und auf alten Äckern. Dort kann sie sich schnell ausbreiten, da sie wenig Nährstoffe benötigt und auch auf kargen Böden wächst. Ihre Widerstandsfähigkeit macht sie zu einer pflegeleichten Gartenpflanze, die sich gut zur Begrünung von schwierigen Flächen eignet. 

Wer Seifenkraut selbst anbauen möchte, sollte darauf achten, dass der Boden nicht zu feucht ist. Die Pflanze kann durch die Teilung der Wurzelstöcke oder durch Samen vermehrt werden. Einmal angebaut, braucht sie kaum Pflege und verträgt auch längere Trockenperioden.  



Die wertvollen Inhaltsstoffe der Saponaria officinalis

Die erstaunliche Wirkung von Seifenkraut basiert auf einer Kombination aus bioaktiven Inhaltsstoffen, die sowohl für die Reinigung als auch für die gesundheitsfördernden Wirkungen verantwortlich sind.
Die wichtigsten Inhaltsstoffe und deren Wirkung sind: 

  • Saponine: Diese natürlichen Tenside wirken wie Seife, indem sie Fett und Schmutz binden und lösen. Gleichzeitig sind sie wesentlich milder als synthetische Waschsubstanzen und schonen Haut und Haare. 
  • Polyphenole: Die sekundären Pflanzenstoffe besitzen starke antioxidative Eigenschaften. Sie schützen die Haut vor Umweltschäden wie UV-Strahlen, vermindern die Zellalterung und können entzündungshemmend wirken. 
  • Tannine: Diese Gerbstoffe helfen, die Haut zu beruhigen, Rötungen zu reduzieren und die natürliche Schutzbarriere zu stärken. Tannine kommen auch in Tee und Eichenrinde vor und haben eine leicht antibakterielle Wirkung.
  • Zucker & wasserlösliche Biomoleküle: Diese Substanzen helfen, die Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen, indem sie Wasser binden und so ein geschmeidiges Hautgefühl hinterlassen.

Seifenkraut Infografik

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Wie kann Seifenkraut genutzt werden?

1. Seifenkraut für die natürliche Hautpflege

Seifenkraut ist ein echter Geheimtipp für die sanfte und gründliche Hautpflege. Viele herkömmliche Reinigungsprodukte enthalten aggressive Tenside, die den natürlichen Schutzfilm der Haut zerstören und sie anfälliger für Trockenheit und Irritationen machen. Die reinigenden Eigenschaften von Seifenkraut machen sie zur idealen Wahl für Menschen mit empfindlicher Haut oder Hautproblemen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte. Dank der enthaltenen Saponine reinigt Seifenkraut die Haut besonders mild, indem es überschüssiges Fett und Schmutz löst, ohne den natürlichen Schutzfilm anzugreifen. Dieser sanfte Reinigungseffekt hilft der Haut, Feuchtigkeit zu bewahren und Trockenheit vorzubeugen. Gleichzeitig wirkt es schonend auf die Hautproteine und trägt dazu bei, die Elastizität und Geschmeidigkeit der Haut zu erhalten. Die natürliche Fähigkeit von Seifenkraut, Wasser und Öl zu emulgieren, ist ideal für Hautpflegeprodukte, die sanfte Reinigung mit pflegenden Eigenschaften verbinden. 

Herbano DIY-Tipp:

  • Seifenkraut-Gesichtswasser:
    • 2 EL getrocknete Seifenkraut-Wurzel in 500 ml Wasser geben und für 15 Minuten sanft köcheln lassen.
    • Den Sud abkühlen lassen und durch ein feines Sieb oder ein Baumwolltuch abseihen.
    • Optional: Ein paar Tropfen Rosenwasser oder Aloe-Vera-Gel hinzufügen, um die Pflegewirkung zu verstärken. 
    • In eine Glasflasche füllen und morgens sowie abends mit einem Wattepad auf die gereinigte Haut auftragen. 

 

  • Handgemachte Naturseife: 
    • 100 g Natriumhydroxid (NaOH) in 100 ml Seifenkraut-Sud einrühren und abkühlen lassen.
    • 250 g pflanzliches Öl (z.B.: Kokosöl oder Sheabutter) leicht erwärmen.
    • Die Natronlauge langsam zum Öl geben und mit einem Pürierstab rühren, bis eine cremige Konsistenz entsteht.
    • Ätherische Öle nach Wahl (z.B.: Lavendel oder Kamille für eine beruhigende Wirkung) hinzufügen.
    • Die Masse in eine Silikonform gießen und 24 Stunden ruhen lassen. Danach aus der Form nehmen und vier bis sechs Wochen reifen lassen. 

Naturseife aus Seifenkraut

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2. Sanfte Haarpflege mit Seifenkraut

Viele Shampoos enthalten sulfathaltige Tenside, die zwar für eine gründliche Reinigung sorgen, aber die natürliche Talgproduktion der Kopfhaut stören. Dies führt dazu, dass das Haar nach dem Waschen schnell nachfettet, während die Spitzen oft austrocknen. Außerdem können Sulfate die Kopfhaut reizen, insbesondere bei empfindlichen Personen, die unter Juckreiz, Rötungen oder Schuppenbildung leiden. 

Seifenkraut ist eine sanfte und natürliche Alternative, die Haar und Kopfhaut schonend reinigt. Die Saponine lösen Schmutz und überschüssiges Fett, ohne das natürliche Gleichgewicht der Kopfhaut zu stören. Gleichzeitig wirken die enthaltenen Polyphenole antioxidativ, schützen vor Umwelteinflüssen und helfen, Irritationen zu lindern

Eine weitere bemerkenswerte Eigenschaft des Seifenkrauts ist seine entzündungshemmende Wirkung, die vor allem für Menschen mit empfindlicher Kopfhaut von Vorteil ist. Studien zeigen, dass Saponine entzündungshemmend wirken können, indem sie die Freisetzung von Zytokinen, also körpereigenen Entzündungsbotenstoffen, hemmen. So kann Seifenkraut nicht nur für eine gründliche, sondern auch für eine beruhigende Haarwäsche sorgen. 

 

Herbano DIY-Tipp:

  • Seifenkraut Shampoo:
    • 50 g getrocknete Seifenkraut-Wurzeln in 500 ml Wasser geben und 10 Minuten köcheln lassen. 
    • Abkühlen lassen, abseihen und nach Wunsch mit ein paar Tropfen ätherischem Öl (z.B.: Lavendel oder Rosmarin) anreichern.
    • In eine Flasche füllen und wie ein herkömmliches Shampoo verwenden. 

 

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3. Seifenkraut als umweltfreundliches Waschmittel

Seifenkraut wurde bereits im Mittelalter als Waschmittel für empfindliche Stoffe wie Seide und Wolle verwendet. Während moderne Waschmittel oft chemische Tenside, künstliche Weichmacher oder synthetische Duftstoffe enthalten, die Allergien auslösen oder die Umwelt belasten können, ist Seifenkraut eine umweltfreundliche Alternative.

Saponine sind biologisch abbaubar, das heißt, sie zersetzen sich in der Natur schnell und hinterlassen keine schädlichen Rückstände. Im Gegensatz zu herkömmlichen Waschmitteln, die mit Mikroplastik und aggressiven Chemikalien angereichert sind, bietet Seifenkraut eine sanfte, aber effektive Möglichkeit, Kleidung zu reinigen, ohne die Umwelt oder empfindliche Haut zu belasten. Zudem zeigen Untersuchungen, dass pflanzliche Saponine eine antibakterielle Wirkung haben und gegen bestimmte Keime wirken können. Seifenkraut ist also nicht nur reinigend, sondern auch hygienisch wirksam, was es besonders für Babykleidung oder Kleidung für Menschen mit Hautproblemen interessant macht. 

 


Seifenkraut wurde früher schon in Klöstern verwendet, um antike Manuskripte und kostbare Stoffe zu reinigen, da es besonders schonend wirkt. 


 

Herbano DIY-Tipp:

  • Waschmittel mit Seifenkraut:
    • 100 g Seifenkraut-Wurzeln in 1 Liter Wasser aufkochen und 20 Minuten köcheln lassen.
    • Abkühlen lassen, abseihen und in eine Flasche füllen.
    • Dieses natürliche Waschmittel eignet sich besonders für empfindliche Stoffe und Babykleidung.



4. Seifenkraut als natürlicher Emulgator in der Küche

Seifenkraut wird in der Lebensmittelindustrie als natürlicher Emulgator und Schaumbildner verwendet. Die enthaltenen Saponine reduzieren die Oberflächenspannung von Flüssigkeiten und sorgen so für eine cremige und luftige Konsistenz. Diese Eigenschaft macht sie ideal für Lebensmittel wie Halva, Lokum (türkischer Honig) oder schäumende Getränke, die eine stabile, aber leichte Konsistenz benötigen.

Saponine aus Seifenkraut haben außerdem eine antimikrobielle Wirkung, die dazu beitragen kann, Lebensmittel länger haltbar zu machen. Untersuchungen haben gezeigt, dass bestimmte pflanzliche Saponine das Wachstum schädlicher Mikroorganismen hemmen und somit eine natürliche Konservierungsmöglichkeit darstellen können. 

 

Herbano DIY-Tipp:

  • Halva mit Seifenkraut:
    • 1 TL Seifenkraut-Wurzel in 250 ml Wasser 15 Minuten kochen.
    • Den Sud abseihen und in die Halva-Masse geben, um eine besonders luftige Konsistenz zu erhalten. 

Halva mit Seifenkraut

Seifenkraut in der Medizin 

Seifenkraut ist nicht nur ein praktisches Hausmittel, sondern hat auch ein medizinisches Potenzial. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Seifenkraut vor allem bei folgenden Anwendungen gesundheitsfördernd wirkt: 

  • Atemwege: Die schleimlösenden Eigenschaften lindern Husten und beruhigen die Bronchien. Forschungsergebnisse zeigen auf, dass Saponine eine sekretolytische Wirkung haben. Das bedeutet, dass sie den Abtransport von Schleim erleichtern, was bei Erkältungen oder Bronchitis hilfreich sein kann. 
  • Blutzuckerregulation: Studien weisen darauf hin, dass bestimmte Saponine im Seifenkraut die Insulinproduktion anregen und den Blutzuckerspiegel regulieren können. Dieser Effekt macht Seifenkraut potenziell interessant für die Behandlung von Typ-2-Diabetes. 
  • Neurologische Erkrankungen: Seifenkraut enthält Saporin, eine Substanz, die gezielt Nervenzellen beeinflussen kann. Wissenschafter untersuchen derzeit, ob sich dieser Mechanismus für neue Therapien gegen Alzheimer und Parkinson nutzen lässt. Tierversuche zeigen, dass Saporin gezielt bestimmte Nervenzellen ausschalten kann, was helfen könnte, neurodegenerative Prozesse besser zu verstehen. 
  • Entzündungshemmende Wirkung: Die enthaltenen Polyphenole helfen, Entzündungsreaktionen zu reduzieren und das Immunsystem zu unterstützen. Studien zeigen, dass sie die Produktion von entzündungsfördernden Zytokinen hemmen und damit eine vielversprechende natürliche Alternative bei entzündlichen Erkrankungen darstellen. 
  • Krebsforschung: Erste Laboruntersuchungen zeigen, dass bestimmte Saponine aus Seifenkraut das Wachstum von Krebszellen hemmen können, indem sie deren Zellmembran destabilisieren und so den programmierten Zelltod, auch Apoptose genannt, auslösen.  

 


In der traditionellen Medizin wurde Seifenkraut als Mittel gegen Vergiftungen eingesetzt, da seine Saponine helfen, Giftstoffe aus dem Körper zu spülen.


 

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Nebenwirkungen von Seifenkraut

Seifenkraut ist also sehr vielseitig einsetzbar, doch nicht jeder verträgt es gleichermaßen gut. Besonders bei empfindlicher Haut kann es zu leichten Reizungen kommen, wenn man die enthaltenen Pflanzenstoffe nicht verträgt. Daher ist es ratsam, das Naturprodukt zunächst in kleineren Mengen zu testen. 

Auch bei der inneren Anwendung sollten besonders empfindliche Personen vorsichtig sein. Die enthaltenen Saponine können in höheren Mengen zu Übelkeit, Durchfall oder Erbrechen führen. Vor allem Menschen mit empfindlichem Magen oder Darmerkrankungen sollten auf den Verzehr verzichten. 

Schwangeren und stillenden Frauen wird davon abgeraten, Seifenkraut einzunehmen, da mögliche Auswirkungen noch nicht ausreichend erforscht sind. 
Haustiere und Fische sollten ebenfalls nicht mit der Pflanze in Berührung kommen, da Seifenkraut für sie giftig sein kann. 

Wer dieses Wundermittel aus der Natur ausprobieren möchte, sollte sich daher erst einmal langsam herantasten und auf mögliche Reaktionen achten. Wenn die Pflanze aber gut vertragen wird, dann ist sie ein wahrer Alleskönner - sowohl für die Pflege als auch für den Haushalt.

Saponaria officinalis

 

 

Forschungsnachweise 

Quellen (in englischer Sprache)

 

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Polito, L., Bortolotti, M., Mercatelli, D., Battelli, M. G., & Bolognesi, A. (2013). Saporin-S6: a useful tool in cancer therapy. Toxins, 5(10), 1698–1722. doi:10.3390/toxins5101698

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