Wie schädlich ist Luftverschmutzung wirklich?

Veröffentlicht am: März 06, 2024
Dr. med. Wolfgang Bachmann
Dr. med. Wolfgang Bachmann

Allgemeinmediziner

Würden Sie verschmutztes Wasser trinken? Auf keinen Fall! Denn Sie wissen, dass Ihnen das schaden kann. Bei der Luft hingegen atmen wir tagtäglich Gase und Feinstaub ein, ohne, dass wir es überhaupt bemerken. 

Die Luftverschmutzung gilt heutzutage als die weltweit größte umweltbedingte Gesundheitsbedrohung. In der europäischen Region ist fast jeder, also ca. 90 % der Bürger, in Form von Feinstaub oder Abgasen davon betroffen. Diese Werte liegen laut der WHO meist über den Luftqualitätsrichtlinien und gelten deshalb als problematisch.

Wie schadet uns Luftverschmutzung? 

Atmen wir Luftschadstoffe ein, gelangen diese über die Atemwege und die Lunge in unseren Körper, wo sie in Folge vom Blutkreislauf aufgenommen werden und Organe beeinträchtigen können. Je kleiner die Stoffe, wie etwa Feinstaub, desto größeren Schaden können diese anrichten. Denn kleine Partikel können bis tief in unseren Körper eindringen. 

Laut WHO zählt die Luftverschmutzung weltweit zur zweithäufigsten Ursache für Todesfälle durch nicht-übertragbare Krankheiten – und bringt somit fast gleich viele Todesfälle wie das Rauchen von Tabak auf die Waage. Die Folgen einer Luftverschmutzung sind vielzählig, von einfachen Reizungen der Atemwege, Augen und Nase bis hin zu ernsthaften Erkrankungen wie Schlaganfall, ischämische Herzerkrankungen, chronische Lungenkrankheiten oder Lungenkrebs. 

Aber gehen wir genauer auf die 4 schwerwiegensten Folgen ein...

1. Luftverschmutzung schadet dem Herz

Die WHO schätzt, dass jährlich etwa 7 Millionen Menschen weltweit an den Folgen einer Luftverschmutzung sterben. Die Hälfte davon an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Herzerkrankungen gelten laut Global Burden Disease Report als häufigste Todesursache und sind zu einem Teil auf eine zunehmende Verstädterung und die damit verbundene Belastung durch verschmutzte Luft zurückzuführen. Experten glauben, dass die Luftverschmutzung für 19 % aller kardiovaskulären Todesfälle verantwortlich sein könnte. 

Die Risiken von Luftverschmutzung sind Experten zufolge heutzutage viel größer als bisher angenommen. Besonders das Risiko für Herzkrankheiten und Schlaganfälle erhöhe sich deutlich. Eine englische Studie zeigt auf, dass von 50 eingelieferten Personen mit Herzinfarkt ein Fall durch Luftverschmutzung ausgelöst wird.

➤ 1 von 50 Herzinfarkten steht mit Luftverschmutzung in Verbindung!

2. Luftverschmutzung schadet der Lunge

Schätzungen zufolge können etwa 500.000 Todesfälle durch Lungenkrebs und 1,6 Millionen Todesfälle durch die chronisch obstruktive Lungenerkrankung auf Luftverschmutzung zurückgeführt werden. 

3. Luftverschmutzung erhöht das Diabetesrisiko

Bereits 2018 wurde eine amerikanische Studie veröffentlicht, die Luftverschmutzung im Freien, selbst bei “unbedenklichen” Werten, mit einem weltweit höheren Diabetesrisiko in Verbindung bringt. 

In der Studie wurden die Gesundheitsdaten von 1,7 Millionen Probanden analysiert und mit den Daten der Luft-Schadstoffbelastung verknüpft. Von jenen Probanden, die erhöhten Feinstaubwerten ausgesetzt waren (immer noch unter den Grenzwerten) entwickelten über 20 % Diabetes. 

➤ Luftverschmutzung erhöht das Diabetes-Risiko!

4. Luftverschmutzung schadet dem Gehirn

In einer Studie aus 2020 konnte ein Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und einem höheren Demenzrisiko gefunden werden. 

Und nicht nur das, auch Kinder sind bereits von den Folgen einer Luftverschmutzung betroffen. Eine weitere Studie, ebenfalls 2020 durchgeführt, legt nahe, dass Luftschadstoffe mit einer Veränderung der grauen Masse, also dem Zentrum für die motorische Kontrolle und Sinneswahrnehmung in Verbindung steht und negativ beeinflusst.

➤ Luft-Schadstoffe können die Gehirn-Entwicklung von Kindern beeinflussen!

Was tun, um den Folgen der tagtäglichen Luftverschmutzung vorzubeugen?

Unterstützen Sie Ihren Körper von innen

Allgemein sollten Sie versuchen, sich der Belastung weniger auszusetzen. Des Weiteren kann es sinnvoll sein, die Gesundheit von innen gezielt zu stärken und so ein Risiko zu minimieren

1) Omega 3 für Herz und Gehirn:

Experten empfehlen bei der Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen die proaktive Einnahme von hochwertigem Omega 3. Und auch für die Gehirngesundheit spielen die wertvollen Fettsäuren EPA und DHA eine wichtige Rolle. 

2) R-Alpha Liponsäure gegen freie Radikale: 

Das kraftvolle Antioxidans R-Alpha Liponsäure hilft dabei, den Körper vor freien Radikalen, die beispielsweise  in Tabakrauch oder eben auch in Umweltgiften und Luftverschmutzung vorkommen, zu schützen. 

3) Granatapfel fürs Herz: 

Ein vielversprechender Kandidat im Kampf gegen Herzerkrankungen ist der Granatapfelextrakt. Der herzschützende Wirkstoff ist vollgepackt mit einzigartigen Antioxidantien, der dabei hilft, kardiovaskuläre Krankheiten zu verhindern und vorzubeugen.

4) Resveratrol Forte Plus für den Blutdruck: 

Der sekundäre Pflanzenstoff Resveratrol hilft dabei, den Blutdruck und den Cholesterinspiegel zu kontrollieren.

TIPP: Mit Sport die negativen Effekte ausgleichen

Nun stellt sich die Frage, sollte man sich überhaupt viel draußen aufhalten? Ja klar! Neue Forschungen der Universität Kopenhagen haben ergeben, dass Sie, wenn Sie sich richtig und ausreichend im Freien bewegen, Sie so die schädlichen Auswirkungen einer Luftverschmutzung aufheben können.

Fazit:

Die Luftverschmutzung ist eine reale und alltägliche Gefahr, der wir ständig ausgesetzt sind. Besonders in Zukunft wird dieses Thema immer wichtiger, weshalb jeder von uns etwas dagegen tun sollte. Meiden Sie beispielsweise beim Fahrradfahren oder Spazierengehen stark befahrene Straßen. Verfolgen Sie einen gesunden Lebensstil und unterstützen Sie Ihren Körper von innen, um Ihren Körper vor den negativen Umwelteinflüssen besser schützen zu können.

 

Quellen (in englischer Sprache):

Bowe, B., Xie, Y., Li, T., Yan, Y., Xian, H., & Al-Aly, Z. (2018). The 2016 global and national burden of diabetes mellitus attributable to PM2·5 air pollutionThe Lancet. Planetary health2(7), e301–e312. https://doi.org/10.1016/S2542-5196(18)30140-2

Grande G, Ljungman PLS, Eneroth K, Bellander T, Rizzuto D. Association Between Cardiovascular Disease and Long-term Exposure to Air Pollution With the Risk of DementiaJAMA Neurol. 2020;77(7):801–809. doi:10.1001/jamaneurol.2019.4914

Beckwith T, Cecil K, Altaye M, Severs R, Wolfe C, et al. (2020) Reduced gray matter volume and cortical thickness associated with traffic-related air pollution in a longitudinally studied pediatric cohortPLOS ONE 15(1): e0228092. doi: 10.1371/journal.pone.0228092

Poloniecki JDAtkinson RWde Leon AP, et al. (1997). Daily time series for cardiovascular hospital admissions and previous day's air pollution in London, UK