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Ernährungsberaterin und Diätologin
Es gibt eine Aminosäure, von der viele Menschen annehmen, dass sie aus dem Urin oder Samen von Stieren gewonnen wird. In Wahrheit stammt die bedingte Aminosäure allerdings nicht aus der Körperflüssigkeit von Bullen.
Was ist Taurin also und woher stammt es?
Natürliches Taurin ist in Fleisch, Fisch und Milchprodukten enthalten. Außerdem findet sich Taurin in synthetischen Ergänzungspräparaten. Am reichlichsten ist die Verbindung im Gehirn, den Augen, dem Herzen und den Muskeln vorhanden und gilt wie Glycin als bedingte Aminosäure – im Gegensatz zu essenziellen Aminosäuren.
Taurin ist die einzige Aminosäure mit einem eigenen Sternzeichen. Vielleicht entstand gerade dadurch der Mythos, dass sie vom Urin oder Samen von Bullen stammt. Der Name „Taurin“ leitet sich nämlich vom lateinischen Wort „taurus“ ab, was „Stier“ bedeutet. Aber seien Sie gewiss, Taurin stammt nicht vom Bullen, sondern wird beispielsweise auch im menschlichen Körper gebildet.
Was also ist Taurin, warum bringen so viele Menschen die Substanz mit Stieren in Verbindung? Und ist sie sicher? Im Folgenden wollen wir uns mit diesen Fragen genauer beschäftigen.
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Taurin bzw. 2-Aminoethansulfonsäure wurde erstmals 1827 aus der Gallenflüssigkeit eines Stiers isoliert. Heutzutage findet man die Substanz vor allem in Nahrungsergänzungsmitteln. Und damit wären wir beim Thema „Energydrinks“. Wussten Sie, dass mittlerweile doppelt so viele Menschen aufgrund von Energydrinks in die Notaufnahme gebracht werden müssen im Vergleich zu noch vor ein paar Jahren? Jeder weiß, dass sie Unmengen Koffein und Zucker enthalten. In manchen, wie beispielsweise im Markenprodukt Red Bull, ist zudem Taurin zu finden. Doch wie viel ist wirklich drinnen und ist die Menge sicher? Auf der Website von Red Bull heißt es, dass unser Körper auf natürliche Weise 70 Prozent mehr Taurin enthält als in einer Dose Red Bull zu finden sind.
Laut Angaben der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit bestehen bislang „keine beobachtbaren negativen Nebenwirkungen“, wenn bis zu 3.000 mg Taurin täglich zusätzlich aufgenommen werden. Eine halbe Dose umfasst üblicherweise 125 ml. Das bedeutet, dass Sie nach diesen Aussagen mehrere Dosen an Energydrinks täglich konsumieren könnten, ohne negative Auswirkungen auf Ihren Taurinspiegel befürchten zu müssen. Dennoch würden wir diese Aussage nicht für bare Münze nehmen, insbesondere im Hinblick auf die vielen Nebenwirkungen und Besuche in der Notaufnahme, die mit dem Konsum von Energydrinks zu verzeichnen sind. Außerdem enthalten diese Getränke Toxine und weitere schädliche Inhaltsstoffe, die Sie möglichst meiden sollten. Aus diesen Gründen raten wir allen vom Genuss beliebter Energydrinks ab, die viel Zucker, Koffein und wer weiß was noch alles enthalten.
Zweifelsohne bietet Taurin gesundheitliche Vorteile. So kann die Aminosäure die Herzgesundheit stärken, als Antioxidans wirken, die Muskeln stimulieren, um die sportliche Leistungsfähigkeit zu verbessern, sowie eine beruhigende Wirkung erzielen, die bei bestimmten neurologischen Erkrankungen helfen kann. Moment mal, ein Energydrink soll eine beruhigende Wirkung haben? Das passt nicht zusammen. Der Energiekick, den diese Getränke bieten, beruht nämlich auf den Unmengen an Koffein und Zucker, nicht auf Taurin!
Doch eine Frage stellt sich noch immer: Sind Energydrinks sicher?
Erst kürzlich starb in South Carolina ein Teenager – nach Angaben des Arztes an einer Überdosis Koffein. Der Jugendliche hatte innerhalb eines kurzen Zeitraums drei unterschiedliche Getränke zu sich genommen, u.a. auch einen Energydrink. Er hatte keine Vorerkrankungen des Herzens. Die hohe Koffeinmenge verursachte jedoch eine Herzrhythmusstörung. Dabei schlägt das Herz entweder zu schnell, zu langsam oder unregelmäßig.
Taurin wird in dem Bericht nicht erwähnt. Die Food and Drug Administration (FDA) betrachtet Koffein in Dosen von bis zu 400 mg bzw. fünf Tassen Kaffee als allgemein sicher. Wissenschaftliche Forschungen zeigen jedoch, dass knapp ein Liter eines Energydrinks schädliche Auswirkungen auf den Blutdruck sowie die Herzfunktion haben kann, unabhängig von der eigentlichen Koffeinmenge. Mittlerweile sind mehr als 500 verschiedene Energydrinks erhältlich. Da wundert es nicht, dass die Zahlen für Besuche in der Notaufnahme in Zusammenhang mit dem Genuss dieser Getränke in die Höhe schnellen.
Kurz gesagt:
Nein, Energydrinks sind nicht gut und sicher, ganz egal, ob sie Taurin enthalten oder nicht. Das bedeutet jedoch nicht, dass Taurin für sich genommen keine gesundheitlichen Vorteile bietet, immerhin kommt es natürlich im Körper vor.
Wofür also dient Taurin? Schauen wir uns das einmal genauer an.
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Studien zeigen, dass Taurin das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern kann. Dies geschieht durch seine positive Wirkung auf den Blutdruck und Entzündungen. Einige Belege deuten darauf hin, dass Taurin die Funktion der linken Herzkammer verbessert und das Nervensystem beruhigt.
Forschungen legen den Schluss nahe, dass selbst eine kurzfristige Einnahme von taurinhaltigen Ergänzungsparaten zu verbesserten Körperfunktionen führen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach körperlicher Bewegung senken und Komplikationen bei Patienten mit Herzversagen verbessern kann. Weitere Studien sind nötig, um verlässliche Aussagen treffen zu können. Diese ersten Ergebnisse sind jedoch vielversprechend für alle Herzpatienten.
Studien deuten darauf hin, dass Taurin die Regeneration von Gehirnzellen unterstützen kann. Messungen ergaben, dass Parkinsonpatienten einen niedrigen Taurinspiegel aufweisen.
Wissenschaftliche Forschungen zeigen, dass Taurin das Wachstum von Gehirnzellen durch die Stimulierung von Stammzellen stärken und die Lebensdauer von Neuronen verlängern kann. Außerdem fanden Forscher heraus, dass sich mithilfe taurinhaltiger Lebensmittel und Ergänzungspräparate neue Gehirnzellen im Hippocampus bilden können. Dieser Teil des Gehirns ist für unser Gedächtnis verantwortlich. Dies legt nahe, dass Taurin zusammen mit Glycin unser Gehirn stärkt.
Falls bei Ihnen ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen, Schlaganfällen, Diabetes, Nierenerkrankungen, Krebs oder andere Gesundheitsprobleme aufgrund von Fettleibigkeit, Bluthochdruck, einer Insulinresistenz oder einem hohen Triglycerid- bzw. niedrigem LDL-Spiegel besteht, leiden Sie unter Umständen an einem metabolischem Syndrom.
Wissenschaftler veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie im Fachmagazin „Food & Function“. Sie wollten herausfinden, was Taurin im Zusammenhang mit einem metabolischem Syndrom leisten kann. Sie kamen nach der Analyse verschiedener Human- und Tierstudien zu dem Schluss, dass Taurin aktiv ein metabolisches Syndrom bekämpft. Dies geschieht durch eine Senkung des Triglyceridspiegels, was Fettleibigkeit vorbeugt. Ferner wird eine bestehende Insulinresistenz durch eine Regulierung des Glukosestoffwechsels verbessert, der Cholesterinspiegel gesenkt und so eine ernährungsbedingte Hypercholesterinämie verhindert. Auch der Blutdruck normalisiert sich.
Zusätzlich zeigen im Magazin „Inflammopharmacology“ veröffentlichte Forschungsergebnisse, dass „Glutamin und Taurin in der Lage sind, die Entzündungswege von Makrophagen zu modulieren. Taurin kann die Wirkung von Glutamin verstärken, was ihre immunmodulatorischen Eigenschaften veranschaulicht.“
Taurin ist ein Antioxidans. Das bedeutet, dass die Aminosäure freie Radikale sowie alle anderen Ursachen oxidativen Stresses bekämpfen kann. Sie beseitigt freie Radikale aus dem Körper. Patienten mit Parodontose wurden über einen gewissen Zeitraum beobachtet. Den Forschern ging es darum, herauszufinden, ob Taurin den Heilungsprozess bei chronischer Parodontose fördert. Nach Auswertung der erhobenen Daten zeigte sich, dass die Einnahme von Taurin zu einer deutlichen Verbesserung des Antioxidantienspiegels führte. Die Patienten wiesen vermehrt Thiobarbitursäure-reaktive Substanzen (TBARS) und antioxidative Enzyme auf, was dem Heilungsprozess zugutekommt.
Taurin erhebt den Anspruch, die sportliche Leistungsfähigkeit zu verbessern. Eine Studie der „Health and Exercise Sciences Research Group“ an der University of Stirling in Schottland untersuchte Mittelstreckenläufer vor und nach dem Konsum von Taurin in Form eines Ergänzungspräparats. Neunzig Prozent der Probanden konnten ihre Leistung um ein paar Sekunden verbessern, was den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen kann. Die Athleten nahmen zwei Stunden vor dem Laufen 1.000 mg Taurin zu sich. Das Präparat hatte keinen Einfluss auf die Atmungsorgane, die Herzfrequenz oder den Blutlaktatspiegel. Den Ergebnissen zufolge war Taurin mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,3 Prozent für die verbesserte Leistungsfähigkeit der Athleten während des Untersuchungszeitraums verantwortlich.
Andere Untersuchungen kamen jedoch zu abweichenden Ergebnissen. Wissenschaftler veröffentlichen die Ergebnisse ihrer Studie im „Journal of Strength and Conditioning Research“. Sie hatten die Leistungsfähigkeit von 15 Sportlern nach 15 Minuten auf einem Laufband untersucht – nach dem Konsum verschiedener Energydrinks, die Koffein und Taurin enthielten. Am Ende der Studie schlussfolgerten die Forscher, dass „die Ergebnisse zeigen, dass unter den Rahmenbedingungen der Studie keine Leistungsvorteile erkennbar waren. Es zeigte sich jedoch ein signifikanter Anstieg des systolischen Blutdrucks.“
Offensichtlich bedarf es weiterer Studien. Allerdings scheint Taurin die sportliche Leistungsfähigkeit unter den richtigen Bedingungen verbessern zu können.
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Nach Angaben der FDA ist der Körper von gesunden Erwachsenen in der Lage, Taurin aus schwefelhaltigen Aminosäuren wie Cystein und Methionin selbst zu bilden. Taurin gilt daher als ein bedingt essenzieller Nährstoff. Neugeborene sowie Personen mit bestimmten Erkrankungen benötigen jedoch möglicherweise eine Nahrungsmittelergänzung.
Taurin ist natürlich in Fleisch und Milchprodukten enthalten. Bei einer ausgewogenen Ernährung nehmen Sie daher vermutlich genügend Taurin zu sich. Auch Säuglingsnahrung auf Kuhmilchbasis enthält natürlich Taurin. Bei nicht milchbasierter Säuglingsnahrung kann es entsprechend hinzugefügt werden.
Menschen, die sowohl pflanzliche als auch tierische Lebensmittel konsumieren, nehmen schätzungsweise 9 bis 400 mg Taurin täglich zu sich. Ovo-Lakto-Vegetarier nehmen täglich ca. 17 mg Taurin auf, Veganer allerdings nichts. Die FDA erläutert allerdings, dass Personen mit einer niedrigen Taurinzufuhr im Körper befindliches Taurin gewissermaßen konservieren. In diesem Fall wird nur sehr wenig Taurin über den Urin ausgeschieden.
Hier sind ein paar Näherungswerte:
Bis zu 3000 mg Taurin täglich in Form von Ergänzungspräparaten wird als sicher angesehen. Allerdings muss diese Annahme mittels weiterer Studien noch bestätigt werden. Außerdem wird überschüssiges Taurin über die Nieren ausgeschieden. Bei Menschen mit Vorerkrankungen der Niere kann dies jedoch zu einer Überbelastung des Organs führen.
Wir wiederholen uns gerne, nach allem, was wir bislang wissen, gilt Taurin im Allgemeinen als sicher. Dennoch sollten Sie die Aminosäure nur in Maßen zu sich nehmen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie darüber nachdenken, ein taurinhaltiges Ergänzungspräparat einzunehmen. Am besten decken Sie Ihren Bedarf einfach über eine ausgewogene Ernährung ab.
Ein paar Vorsichtsmaßnahmen möchten wir dennoch nicht unerwähnt lassen.
In Studien wurden Erwachsenen und auch Kindern Taurin verabreicht, bislang ohne irgendwelche Nebenwirkungen. Ein Bodybuilder erlitt nach der Einnahme von Taurin in Kombination mit Insulin und Steroiden Hirnschäden. Es konnte allerdings nicht bestätigt werden, ob die Kombination oder Taurin als einzelne Komponente diese Schäden hervorrief.
Verbindliche Aussagen zur Sicherheit während einer Schwangerschaft und Stillzeit sind erst nach Beendigung weiterführender Studien möglich. Aus diesem Grund sollten Sie kein Taurin einnehmen, wenn Sie gerade schwanger sind oder stillen. Wissenschaftler beobachteten, dass zu viel Taurin im Laufe der Zeit zu einer Verschlechterung bipolarer Störungen führen kann. Insbesondere liegt ein Bericht über einen 36-jährigen Mann vor, der mehrere Energydrinks (Red Bull) innerhalb von vier Tagen zu sich nahm. Allerdings lässt sich nicht sagen, ob Taurin für die Verschlechterung seiner Symptome verantwortlich war oder die Kombination der verschiedenen Inhaltsstoffe des Getränks.
Wir können nicht viel dazu sagen, warum Taurin im Laufe der Zeit so beliebt wurde. Wir wissen aber, dass die Aminosäure nach dem Lateinischen „taurus“ benannt wurde. Das bedeutet „Stier“ oder „Bulle“. Diesen Namen erhielt die Substanz, da 1827 die deutschen Wissenschaftler Friedrich Tiedemann und Leopold Gmelin sie erstmals aus der Gallenflüssigkeit von Ochsen isolierten.
Wie bereits erwähnt wird Taurin nicht aus Stieren gewonnen, sondern natürlich im Körper gebildet. Synthetische Nachbildungen werden beispielsweise Energydrinks zugefügt. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die Behörde also, die die Risiken von Lebensmitteln abwägt, die innerhalb der Europäischen Union erhältlich sind, schreibt, dass „Taurin in den Mengen, in denen sie derzeit in Energydrinks vorliegt, kein Sicherheitsrisiko darstellt.“ Diese Aussage bestätigte die EFSA im Jahre 2015.
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Quellen (in englischer Sprache):
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