Wie fördert ein hoher Zuckerkonsum Diabetes Typ 2?

Veröffentlicht am: Juni 11, 2024
Dr. med. Wolfgang Bachmann
Dr. med. Wolfgang Bachmann

Allgemeinmediziner

Diabetes Typ 2 wird oft mit einem übermäßigen Konsum von Zucker bzw. Kohlenhydraten in Verbindung gesetzt. Aber wieso ist das so?

Warum ist das so?

Wir lieben Zucker! Zucker macht uns glücklich. Denn Zucker sorgt für eine Serotonin-Ausschüttung - dem Glücks- und Wohlfühlhormon.

Zucker spielt heutzutage eine große Rolle in unserer Ernährung. Besonders Kinder werden schon frühzeitig an ihn gewöhnt. In den meisten Kinderprodukten ist eine große Menge an zugesetztem Zucker enthalten, allen voran in Softdrinks.

Aber auch "normale" Lebensmittel wie Brot, Nudeln, Müsli, Konserven oder Wurst enthalten oft zugesetzten Zucker.

Zucker zu vermeiden ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, denn unser Gehirn reagiert auf Zucker wie auf Kokain! Schon längst sind wir süchtig nach Zucker.

Wie so oft macht die Menge das Gift. Bei einem jährlich durchschnittlichen Zuckerkonsum von 40 kg pro Kopf, sowie sehr wenig kohlenhydratlosen Mahlzeiten, überschreiten wir schon lange die kritische Menge.

Aufklärung ist der erste Schritt im Kampf gegen Übergewicht, Zuckersucht und einer allgemeinen schlechten Ernährung. Aber das alleine reicht nicht aus. Es müssten aktive Schritte durch z.B. die Regierung gesetzt werden, um die Ernährung umzustellen.

Was wird heutzutage unternommen um die Bevölkerung und vor allem Kinder über einen hohen Zuckerkonsum aufzuklären?

Es gibt bereits Länder, die aktiv gegen Übergewicht und Diabetes vorgehen. Ein Beispiel dafür ist Großbritannien, das im April die Zuckersteuer auf Softdrinks eingeführt hat. Bei Getränken ab 5 g Zucker pro 100 ml werden zusätzliche Steuern fällig.

Die Unternehmen in Großbritannien haben reagiert und den Zucker in Softdrinks gesenkt. Ein Beispiel dafür ist das Getränk Fanta, welches in Großbritannien bisher 6,9 g Zucker auf 100 ml enthielt. Mit der neuen Zuckersteuer weist das Getränk nun nur noch 4,6 g Zucker auf. Im Vergleich dazu, enthält die Fanta in Deutschland ganze 9,1 g Zucker auf 100 ml!

Wie schaut das in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus?

Hier wird leider nicht viel unternommen. Die ehemalige Zuckersteuer in Deutschland wurde bereits 1993 abgeschafft. Lebensmittelunternehmen können somit freiwillig entscheiden, ob und wie viel Zucker sie ihren Lebensmitteln zusetzen. Eine erneute Zuckersteuer wurde bisher immer abgelehnt. 

Es gibt aber bereits Initiativen, die eine verpflichtende Regulierung fordern, wie die Initiative von Foodwatch gemeinsam mit der AOK: Aktion weniger Zucker. Dabei wird unter anderem gefordert, dass an Kinder gerichtete Werbung für zuckerreiche und hochkalorische Lebensmittel verboten und eine allgemein verständliche Lebensmittelkennzeichnung umgesetzt wird. 

Derzeit enthalten alleine in Deutschland ca. 80 % der Fertigprodukte im Supermarkt zugesetzten Zucker. Und jedes zweite Softgetränk im Regal ist laut Foodwatch überzuckert!

Was passiert, wenn wir ständig zu viel Zucker konsumieren?

Ein hoher Zuckerkonsum hat viele Folgen.

Diabetes Typ 2 ist die häufigste Diabeteserkrankung und zählt zu den modernen Volkskrankheiten. Das Schlimme ist – über 90 % aller Diabetiker leiden an dieser Form!

Im Gegensatz zu Menschen, die an Diabetes Typ 1 leiden, wird vom Körper Insulin ausgebildet, nur eben nicht mehr in ausreichender Menge um die Masse an Zucker auszugleichen. Ohne genügend Insulin kann Glukose aus dem Blut nicht in die Körperzellen transportiert werden. Der Zucker bleibt im Blut und schädigt die Gefäße, gleichzeitig erhält der Körper nicht mehr genügend Energie.

Symptome für eine Insulinresistenz sind Schläfrigkeit, Kraftlosigkeit, Infektanfälligkeit (Grippe, Mundraum) oder verminderten Denkfähigkeit.

Diabetes Typ 2 tritt normalerweise bei Personen über 40 Jahren mit Übergewicht auf. Doch auch Normalgewichtige können darunter leiden. Aufgrund der Zunahme der Fettleibigkeit unter Kindern sind mehr und mehr junge Menschen davon betroffen.

Zusätzlich entstehen durch eine schlechte Ernährung Entzündungen. Entzündungen wiederum sind Zündstoff für viele Krankheiten wie KrebsHerzerkrankungenArthritisAlzheimer und eben Diabetes.

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Die gute Nachricht zum Schluss

Etwa die Hälfte der Betroffenen, die an Diabetes Typ 2 leiden, können die Krankheit durch gezielte  Maßnahmen überwinden. 

Blutzucker stabilisieren

Am Ende des Tages geht es vor allem darum, wie schnell der Blutzuckerspiegel ansteigt. Es gibt Lebensmittel, die lassen den Blutzucker schnell steigen, welche, die ihn langsam ansteigen lassen und wiederum andere, die den Blutzuckerspiegel konstant halten. 

Die richtige Ernährung hält den Blutzucker konstant und normalisiert das Körpergewicht:

  • Fette: bevorzugen Sie vorrangig ungesättigte Fette aus pflanzlichen Quellen (z.B. Olivenöl) oder Fisch
  • Kohlenhydrate: möglichst ballaststoffreiche Kohlenhydrate mit niedrigem glykämischen Index in Abstimmung auf den Blutzucker
  • Ballaststoffe: 30-40 g pro Tag sind ideal, wie aus Hülsenfrüchten, Vollkorn, Obst und Gemüse (günstig sind Blaubeeren, Orangen, Tomaten, Kichererbsen und grünes Gemüse)
  • Proteine: halten den Blutzucker konstant und helfen beim Aufbau und Erhalt der Muskeln. Gute Proteinquellen sind z.B. Fisch, Eier, Hülsenfrüchte, Bohnen und Nüsse 
  • Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Probiotika: Vitamin C und Probiotika beeinflussen die Regulation des Glukosespiegels positiv

Regelmäßige körperliche Bewegung

Rund 40 % der Erwachsenen bewegen sich Studien zufolge zu wenig. Die Lösung ist also simpel. Regelmäßige Bewegung senkt das Risiko an Diabetes Typ 2 und Co. zu erkranken erheblich. Durch Bewegung verbessert sich die Wirkung von Insulin signifikant und der Stoffwechsel wird angeregt.

 

Neue Forschungsergebnisse

R-ALPHA LIPONSÄURE zur Symptombehandlung

Die Wissenschaft ist sich des großen Potenzials der R-Alpha Liponsäure zunehmend bewusst. 

Die R-Alpha Liponsäure wirkt optimal therapiebegleitend bei Diabetes und beeinflusst den Verlauf und die Symptome der Krankheit positiv:

  • Verbessert die Insulinresistenz
  • Schützt die Nerven vor freien Radikalen und reduziert so die Symptome der diabetischen Polyneuropathie
  • Hilft gegen neuronale Diabetes-Symptome (Nervenschmerzen)

HOPFEN gegen Diabetes

Hopfen enthält Bittersäuren – die Iso-Alphasäuren (für den bitteren Geschmack wichtig) und Xanthohumol (gelber Farbton von Hopfen). Diese vom Hopfen abgeleiteten Bitterstoffe in Hopfengetränken wie Hopfentee beeinflussen das metabolische Syndrom positiv, wie etwa eine Insulinresistenz. Zudem hemmen sie Entzündungen effektiv. Somit sollen sich die Wirkstoffe günstig auf Diabetes auswirken.

Achtung: Bier enthält zwar auch Hopfen, aber auch eine Menge an Zucker und Alkohol. Trinken Sie also lieber Hopfentee, um von der Wirkung zu profitieren!

 

 


Quellen (in englischer Sprache):

Mahli, A., Koch, A., Fresse, K., Schiergens, T., Thasler, W. E., Schönberger, C. et al. (2018, December). Iso-alpha acids from hops (Humulus lupulus) inhibit hepatic steatosis, inflammation, and fibrosis. Laboratory Investigation; A Journal of Technical Methods and Pathology, 98(12):1614-1626, doi: 10.1038/s41374-018-0112-x

Ungethüm, K., Jolink, M., Hippich, M., Lachmann, L., Haupt, F., Winkler, C. et al. (2019, March). Physical activity is associated with lower insulin and C-peptide during glucose challenge in children and adolescents with family background of diabetes. Diabetic Medicine: A Journal of the British Diabetic Association, 36(3):366-375, doi: 10.1111/dme.13819

Taylor, R., Al-Mrabeh, A., Zhyzhneuskaya, S., Peters, C., Barnes, A. C., Aribisala, B. S. et al. (2018, October). Remission of Human Type 2 Diabetes Requires Decrease in Liver and Pancreas Fat Content but Is Dependent upon Capacity for β Cell Recovery. Cell Metabolism, 2;28(4):547-556.e3, doi: 10.1016/j.cmet.2018.07.003

Khazrai, Y. M., Defeudis, G. & Pozzilli, P. (2014, March). Effect of diet on type 2 diabetes mellitus: a review. Diabetes/Metabolism Research and Reviews, 30 Suppl 1:24-33, doi: 10.1002/dmrr.2515